Der Kurs „Entwurf von Straßenverkehrsanlagen innerhalb bebauter Gebiete“ (EibbG) ist keine neue Lehrveranstaltung, sondern wird bereits seit vielen Jahren angeboten. Der Kern der Ausbildung liegt dabei in dem eigenständigen Entwurf einer Hauptverkehrsstraße anhand der Wissensvermittlung der Vorlesung und der Kompetenzvermittlung der Übungen.
Meine erste Begegnung mit EibbG hatte ich als Student. In meiner damaligen Tätigkeit als Tutor durfte ich den Kurs zudem ein Jahr später erstmals von Seiten der Lehre betreuen. Nachdem ich den Kurs später als wissenschaftlicher Mitarbeiter den Kurs vollständig übernahm, durchlief ich die Kurslehre zunächst so, wie ich es aus den letzten Jahren noch von der Schnittstelle zwischen Studierenden und Lehre kannte mit nur geringfügigen Anpassungen.
Das Modul war in der Vergangenheit von erheblichen Problemen diverser Natur geprägt, die im Rahmen dieser Kurzvorstellung den Rahmen sprengen würden. Zu nennen sind dabei aber insbesondere eine nicht zur angestrebten Lernzieltaxonomie passende Prüfungsform (Klausur), Frustration der Studierenden im Zusammenhang mit der Projektarbeit und inhaltliche Überfrachtung der Übungen mit Inhalt. Die Zahl der Probleme nahm aufgrund neuerer Vorgaben (z.B. Drittversuch) dabei eher zu als ab.
Was hat sich für sie im Hinblick auf eigene Lehre verändert?
Während meine vorherige Lehre trotz positiver Rückmeldungen de facto nur auf Learning-by-Doing und Selbstweiterbildungen basierte, gewann ich durch den Zertifikatskurs und das damit zusammenhängende Projekt einen deutlich organisierteren Zugang zur Lehre.
In meiner persönlichen Lehrhaltung hat sich dabei nicht sonderlich viel verändert, da die Lehre an unserem Fachgebiet aufgrund der Projektarbeiten schon zuvor stark konstruktivistisch und eher lernbegleitend organisiert war. Dank des Kurses, war es mir aber möglich, gezielt und selbstständig eine vollständige Überarbeitung der Kursstruktur, der Lernziele, der dafür nötigen Übungsinhalte und Lernmaterialien vorzunehmen. Insgesamt überführte ich den Kurs so in ein Blended-Learning-Format, das auf einem „Ping Pong“ zwischen asynchronen Lerninhalten in ISIS und synchronen Übungen in Präsenz basiert, die sich gegenseitig ergänzen. Ich fühle mich dank des Kurses nun zudem in der Lage, selbstständig eigene Lehrveranstaltungen zu konzipieren, lernförderlich zu strukturieren und eigene Lernmaterialien zu erstellen. Der Fokus von „Lehre Digital“ lag dabei auf der übergeordneten Lehrveranstaltungskonzeption sowie den digitalen, meist asynchronen Inhalten (z.B. ISIS/moodle-Lektionen, Lehrvideos, H5P-Elemente etc.). Ergänzt wurden Aufbau und Methoden der synchronen Übungen auf Basis der ZEWK-Weiterbildung „Teaching for University’s Best“.
Welche Inhalte, welche Instrumente, welche Methoden fanden sie besonders hilfreich?
Als ganz besonders hilfreich, logisch und zielführend erlebte ich die Konzepte des Constructive Alignment für die übergeordnete LV-Konzeption und des „ARCS Model of Motivation“ für die Semesterarbeit. Die typische Überforderung, mit der ich zuvor auf Ansätze zur LV-Überarbeitung blickte, konnte durch das Constructive Alignment beseitigt werden, da immer klar war, wo es hingehen soll. Ohne konkrete Lernziele ist es wahnsinnig schwer, auf irgendwas hinzuarbeiten.
Mithilfe des Constructive Alignment konnte relativ schnell ein konkreter Fahrplan zur LV-Überarbeitung erstellt werden, der überraschend geschmeidig funktionierte und von dem kaum abgewichen werden musste. Die Abbildung zeigt den Ablauf der LV-Überarbeitung mithilfe des Constructive Alignment.
Wie werden sie das erworbene Wissen in Zukunft einsetzen und in welchen Bereichen möchten sie sich noch weiterentwickeln?
Ich habe deutlichen Gefallen daran gefunden, unsere Lehrveranstaltungen von Grund auf anzupacken. Momentan überarbeite ich drei Lehrveranstaltungen und baue drei neue auf. Die Erfahrungen und Materialien aus dem Kurs „Lehre Digital“ sind dabei wertvolle Grundlagen, auf die ich immer wieder zurückgreifen muss und ohne die ich dazu nicht in der Lage wäre.
Gleichwohl möchte ich meine Kenntnisse weiter vertiefen, insbesondere hinsichtlich Lehrvideos und Podcasts.